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Social Collaboration im Kreditprozess | Digitale Highlights | Dr. Jörg Geißler

Social Collaboration im Kreditprozess

In der Regel entscheiden sich Unternehmen bei der Pilotierung von Enterprise 2.0 für 'harmlose' Anwendungsfelder, etwa 'Wissensmanagement' oder 'Interne Kommunikation'. Sie haben dann zwar später häufig Schwierigkeiten, den Piloten aus einem solchen 'Sandkasten' in die reale Geschäftswelt zu überführen, können aber sicher sein, dass sie nichts am laufenden Geschäft kaputt machen. Nicht so bei dieser Bank. Hier gab es von vorneherein ein bekanntes Effizienzdefizit im Kreditprozess, von der Anbahnung über die diversen Prüfschritte bis zur Aktivierung. Dies bestand zwar nicht in der Masse, die standardisiert und hocheffizient abgearbeitet wurde, aber immerhin bei geschätzt 20% aller Fälle. Trotz bestehendem Banksystem erfolgte hier die Abstimmung zwischen den Beteiligten in erster Linie per Telefon und eMail - mit den hierfür üblichen negativen Nebeneffekten: unterschiedliche Bearbeitungsstände, Redundanzen, zunehmende Verteilerkreise, Intransparenzen und damit Unsicherheit der Beteiligten zum aktuellen Prozessstatus sowie unnötige Informationsbelastung. Der Einsatz sozialer Medien sollte auch hier Prozesseffizienz wieder herstellen und Vorbild für andere Anwendungsfelder sein.

Im Rahmen einer Reifegradmessung hinsichtlich Enterprise 2.0 und mittels Best-Practice-Vergleich mit anderen Kreditinstituten konnten meine Kollegin und ich Wege aus dem Effizienzdilemma aufzeigen. Darüber hinaus zeigten sich früh konkrete Ansatzpunkte für eine strategische Verankerung sozialer Medien in der Bank. Diese erschien wichtig, da die Defizite im Kreditprozess symptomatisch für die generelle Zusammenarbeit im Unternehmen war. Die an diesem konkreten Anwendungsfeld aufgezeigten Potenziale konnten daher zu einer grundsätzlichen Verbesserung der internen Zusammenarbeit führen. Dass solche Veränderungen nicht von alleine vonstatten gehen und einen organisatorischen wie technologischen Rahmen benötigen, konnten wir ebenso sensibilisieren wie die Übertragbarkeit unseres Grobkonzepts für den Kreditprozess auf andere Anwendungsfelder, etwa die interne Projektarbeit.

Die Bank hatte nun eine Grundlage dafür, sich detaillierter mit den Potenzialen sozialer Medien auseinanderzusetzen. Sie kannte ihren Status-Quo und die Potenziale. Insbesondere erschien die signifikante Erhöhung der Transparenz und Effizienz geschäftsprozessrelevanter Abstimmungen lohnenswert, pilotiert zu werden. In diesem Zusammenhang stand dann die Eingangs erwähnt Fragestellung im Raum: 'Sandkasten' oder reale Geschäftswelt. Die Bank entschied sich für letzteres und möchte die Pilotierung im Kreditprozess in Angriff nehmen - mit realen Kundendaten und 'live'. Ermutigend, dass es noch solche proaktive Unternehmen gibt.
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